14.05.2021
So sehen Durchschnittsgehälter in der Pflege aus
Eine umfangreiche Studie zum Thema Durchschnittsgehalt in der Pflege hat im letzten Monat einen intensiven Blick auf die Gehälter in verschiedenen Teilen Deutschlands ermöglicht. Die Ergebnisse sind aktuell aus zwei Gründen interessant: Sie verraten auch etwas über die gezahlten Corona-Boni und sie geben einen Einblick darein, was der Mindestlohn und der (vorerst gescheiterte) Tarifvertrag in der Pflege tatsächlich bedeutet.
Bundesweit liegt der Bruttostundenlohn ohne Zulagen bei 13,95 € (mit Zulagen wie beispielsweise der Corona-Zulage bei 15,85 €). Bremen, das Saarland und Schleswig-Holstein konnten nicht einbezogen werden, weil zu wenig Daten vorlagen.
Mindestlöhne in der Pflege
2020 galten in der ersten Hälfte des Jahres noch niedrigere Mindestlöhne. In der zweiten Hälfte stieg der Mindestlohn für Hilfskräfte beispielsweise von 11,35 auf 11,60 € im Westen, und von 10,35 € auf 11,20 € im Osten. Ende 21 wird dieser Mindeststundenlohn für Hilfskräfte in der Pflege auf 12 € steigen.
Pflegefachkräfte nach dreijähriger Ausbildung erhalten ab Ende 2021 mindestens 15 € – heute liegt der Durchschnitt bei nur 15,84 €. Der durch die kirchlichen Träger abgelehnte Tarifvertrag (Stimme der Caritas mit Nein, Enthaltung der Diakonie) hätte 18,75 € als Mindestlohn für Pflegefachkräfte vorgesehen.
Durchschnittsgehalt in der Pflege im Westen
Bei den folgenden Zahlen wurde der Durchschnitt über alle in der Pflege tätigen Kräfte gebildet – d.h. es sind sowohl examinierte Pflegekräfte mit Zusatzqualifikation in der Intensivpflege enthalten als auch Pflegehilfskräfte.
In den alten Bundesländern liegen die Durchschnittsgehälter zwischen 13,78 € und 14,93 €. Der Ausreißer unter die 14-Euro-Marke ist Niedersachsen, Spitzenreiter ist Hamburg.
In NRW und Rheinland-Pfalz, zwei Bundesländer, in denen auch unsere Pflegedienste aktiv sind, lagen die Beträge ohne Zulagen bei 14,38 € bzw. 14,50 €. (Das Saarland taucht wie erwähnt in der Studie nicht auf).
Durchschnittsgehalt in der Pflege im Osten
In den neuen Bundesländern liegt der Stundenlohn dagegen im Schnitt niedriger: Die Durchschnittsgehälter liegen zwischen 12,95 € und 13,41 €. Auch dieser deutliche Unterschied wird durch den Mindestlohn in der Pflege zukünftig ausgeglichen.
Interessant ist, dass im Osten Berlin, so wie auch Hamburg, deutlich rausfällt: Hier liegt der durchschnittliche Bruttostundenlohn für in der Pflege arbeitende Personen bei 14,92 €. Eine Frage wäre also, wie der Stadt-Land-Vergleich die Durchschnittslöhne beeinflusst.
Durchschnittsgehälter in der Pflege im Vergleich zum geplanten Mindestlohn
Vergleicht man die aktuellen Durchschnittsgehälter in der Pflege mit den Plänen zum Mindestlohn, sieht das zunächst nach keinem großen Sprung aus. Wenn Pflegekräfte in NRW heute im Schnitt 14,38 Euro verdienen und Pflegefachkräfte insgesamt sogar bei 15,84 Euro, dann liegt das doch bereits fast bei bzw. über den geplanten 15 Euro?
Bei Durchschnittswerten muss man sich immer den Einfluss von niedrigen Löhnen vor Augen halten. Bei uns liegt der Minimalwert in der Intensivpflege bei 19,07 Euro. Damit der Durchschnittswert von 15,84 Euro entsteht, muss man fast 4 Pflegefachkräfte in seine Rechnung aufnehmen, die genau den (geplanten!) Mindestlohn von 15 Euro erhalten – aktuell reicht auch eine examinierte Pflegefachkraft, die für 12,61 Euro arbeitet.