Impulse aus der Pflege: Mehr Resilienz

10.03.2023

Impulse aus der Pflege: Mehr Resilienz

Pflege ist ein anspruchsvolles Berufsfeld. Es gibt viele anspruchsvolle Aufgaben, die Arbeit ist menschlich anspruchsvoll und sie ist – leider – oft auch durch die Arbeitsbedingungen besonders anspruchsvoll.

Eine Antwort auf die Belastung durch anspruchsvolle Arbeit ist, mehr Resilienz aufzubauen. Resilienz ist eines dieser Schlagworte, die seit einigen Jahren einen echten Hype erleben. Resilienz, also die Fähigkeit, mit Belastungen gut umzugehen, wird teilweise als Lösung des Problems oder aber der Probleme in der Pflege vorgeschlagen. Die Perspektive: Pflegekräfte müssen belastbarer sein. Diese Umkehr der Verantwortung ist schon auf den ersten Blick problematisch. Trotzdem wollen wir uns hier Resilienz einmal genauer ansehen, untersuchen, was Sie für Pflegekräfte bedeuten kann, und auch wie gewohnt einen kritischen Blick darauf zu werfen.

Was bedeutet Resilienz?

Resilienz ist – wie erwähnt – die Fähigkeit, schwierige Situationen zu bewältigen und mit Stress umzugehen. Man spricht auch von Widerstandskraft oder davon, wie gut jemand Stress aushalten kann. Hier wollen wir uns darauf konzentrieren, was Resilienz als Technik bedeuten kann.

Statt sie als Charaktereigenschaft, Fähigkeit oder Maßzahl der Eignung für einen anspruchsvollen Beruf zu sehen, kann Resilienz auch als eine Sammlung von Techniken und Methoden verstanden werden, die helfen können Stress zu bewältigen.

Manche Quellen sprechen von sieben Säulen der Resilienz, andere listen sieben bis acht Bestandteile von Resilienz auf. Dazu gehört meist, einen positiven Blick auf die aktuelle Situation zu versuchen, die Situation richtig einzuordnen und sich selbst durch Lösungsideen und Pläne zu aktivieren.

Diese Techniken zu lernen, kann helfen, in besonders belastenden Situationen die Perspektive zu wechseln und aus einer Angst- oder Stressreaktionen herauszufinden.

Resilienz in der Pflege

Was in der Pflege können Resilienz Techniken beispielsweise in folgenden Situationen helfen:

· Stress durch einen schwierigen Patienten, der nicht einsichtig ist, dass er Hilfe benötigt. Oder eine Patientin, die jeden Arbeitsschritt hinterfragt.

· Belastung durch Probleme im Team, beispielsweise unterschiedliche Prioritäten, viele Ausfälle durch Krankheit oder, weil jemand einfach nicht sympathisch ist.

· Belastungen durch den Kontakt zu Angehörigen oder einer Familie, bei dem Mann auch problematische Verhaltensweisen erlebt.

· Krisen durch belastende Extremsituation, wie beispielsweise schwere Verletzungen, Unfälle oder auch den überraschenden Tod von Patientinnen oder Patienten.

Wer in der Pflege arbeitet, weiß, dass es für viele dieser Probleme auch andere Lösungen gibt. gerade langfristig lassen sie sich meist nicht dadurch lösen, dass eine Person anders mit der Belastung umgeht, sondern können langfristig nur gelöst werden, wenn mindestens zwei Menschen zusammenarbeiten.

Resilienz Techniken können aber helfen, sich selbst darauf vorzubereiten, andere nach Hilfe oder Unterstützung zu fragen. Man kann sie auch einsetzen, Um alleine konstruktive Lösungswege zu entwickeln.

Resilienz-Projekte in der Pflege

Resilienz wird aktuell in der Pflege hoch gehandelt. Pflegekräfte sollen sie lernen, aber auch Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen.

Bei einem Forschungsprojekt Resi Saluto sollen beispielsweise Maßnahmen erprobt werden, die die Resilienz von Bewohnern und Bewohnerinnen in stationären Pflegeeinrichtungen stärken, und so hoffentlich auch dazu beitragen, Gewalt in Pflegeeinrichtungen zu reduzieren.

Pflegekräfte bekommen Anleitung zum Einsatz von Resilienz-Techniken oder „zur Entwicklung von Resilienz“ in Büchern, Fortbildungen oder auch schon während der Ausbildung.

Die ethische Perspektive auf Resilienztrainings in der Pflege

Einen über einige Resilienz Techniken beziehungsweise eine Interpretation von Resilienz in der Pflege bietet dieser Artikel. Dabei werden zwei Beispiele behandelt: einmal Konflikte mit einem Kollegen oder einer Kollegin und einmal eine besonders belastende medizinische Notfallsituationen.

Im Umgang mit alltäglichen Problemen mit Kollegen und Kolleginnen mehr Widerstandskraft zu entwickeln, seine eigene Verantwortung zu sehen und konstruktiv an Lösungsmöglichkeiten zu arbeiten, ist sicher fast immer sinnvoll. Eine besonders belastende Situation, die in ihrem extrem auch traumatisch wirken kann, der eigenen Verantwortung zuzuschreiben, kann hingegen sehr ungesund sein.

Bilder und Situationen menschlichen Leids zu verarbeiten, gehört zwar zum Pflegealltag dazu, es ist aber keine Charakterfrage oder eine der persönlichen Stärke, diese Belastungen immer mit sich selbst auszumachen, oder im persönlichen Netzwerk zu verarbeiten. In vielen Bereichen der Psychologie oder Medizin ist es üblich, dass diejenigen, die mit besonderer Belastung konfrontiert werden, beispielsweise durch Supervision unterstützt werden. in der Pflege sollten solche Unterstützungsangebote nicht pauschal durch Fortbildungen dazu ersetzt werden, wie der oder die Einzelne eine Situation mit sich selbst ausmachen kann.

Ausführlicher setzt sich Doktor Nikolai Münch in diesem Artikel auf der Webseite der Uni Tübingen mit der der und dem einzelnen zugewiesenen Verantwortung für Belastungen im Pflegesektor durch Resilienzförderung auseinander.

Resilienz oder keine Resilienz?

Was ist also das Fazit dieses Artikels? Sollten Pflegekräfte Resilienz vermeiden?

Nein, die beschriebenen Techniken können in vielen Situationen sehr hilfreich sein. Manchmal reicht eigene Resilienz-Arbeit aus, um eine Situation zu bewältigen. Das ist super - warum sollte jemand darauf verzichten, hilfreiches Werkzeug zur Verfügung zu haben?

Es ist aber wichtig, das Pflegedienste und Pflegende Resilienz nicht als eine Qualität des Einzelnen ansehen, sondern eben als Werkzeug. Und so, wie ein Hammer nun mal nicht jedes handwerkliche Problem löst, können auch Resilienztechniken nicht jedes Problem in der Pflege lösen. Manchmal kann die Anwendung von Resilienztechniken nur das Ergebnis haben, dass die Problemlösung bei anderen liegt, man sich Hilfe holen muss oder die Belastung einfach zu groß ist. Und zwar nicht, weil jemand zu schwach ist, oder die Techniken nicht richtig anwendet, sondern weil nicht jede Situation tragbar ist.

Wenn dieses Verständnis da ist, können auch Resilienz-Fortbildungen oder -Informationsmaterialien eine wertvolle Bereicherung sein. es schadet sicher nicht, die sieben Techniken aus dem oben verlinkten Artikel oder aus einer beliebigen anderen Quelle beim nächsten Stresstest mal auszuprobieren.