Impulse aus der Pflege: Dienstpläne und Freizeit

02.12.2022

Impulse aus der Pflege: Dienstpläne und Freizeit

Die Arbeitsbedingungen in der Pflege machen einen Beruf, der für viele Menschen genau das Richtige wäre, zu einem schwierigen Job, aus dem sie oft frühe aussteigen als geplant. Ein Grund ist, dass die Belastung einfach zu groß ist: zeitliche Anforderungen zerren von der einen Seite, Berufsethos und Verantwortungsgefühl von der anderen. Und dann ist die Verantwortung für Patienten gleichzeitig groß und die tatsächliche Handlungsfähigkeit sehr klein.

In diesem Spannungsfeld zu arbeiten ist ab dem ersten Tag anstrengend, aber auf Dauer natürlich noch belastender. Was kann man tun, um diese Situation zu verbessern?

In dieser Serie, Impulse aus der Pflege, beleuchten wir die Pflege selbst und wie „wir“ alle gemeinsam (über das Born Gesundheitsnetzwerk hinweg) die Pflege von innen heraus ändern können.

Jede*r für sich: Äußere Bedingungen checken

Ständiger Stress oder Druck sind für niemanden gesund. Ab und an mal unter Hochdruck arbeiten – das ist für viele kein Problem. Aber es muss dann auch wieder Phasen zum Runterkommen geben, damit Kopf und Körper nicht im „Notfallmodus“ stecken bleiben.

Bei allen Empfehlungen, die zum Ausgleich in der Freizeit, zu Meditation und innerer Stärke raten, ist wichtig, vorab die äußeren Bedingungen zu prüfen: gibt es Pausen? Gibt es Ruhephasen, in denen es grade nicht „brennt“? Ist der Regelplan überhaupt entspannt oder auch schon immer auf Kante genäht? Und haben Mitarbeitende eine echte Möglichkeit, zum Einspringen auch mal „Nein“ zu sagen, wenn es eben nicht geht?

Was Pflegedienstleiter*innen tun können

Hier sind Pflegedienstleiter*innen gefragt, sich die gleichen Fragen immer mal wieder zu stellen und Dienstpläne zu checken. In diesem sehr ausführlichen Artikel werden die rechtlichen und menschlichen Rahmenbedinungen zur Dienstplanung sehr gut zusammengefasst.

Ganz praktisch lässt sich dieser Punkt mit einem anderen unserer Themen verbinden: IT in der Pflege. Ein gutes Dienstplanprogramm sollte nicht nur automatisch darauf achten, dass alle rechtlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden, sondern auch auf „weiche“ Kriterien. Heute können Programme leicht auch anzeigen, wie oft eine Person in letzter Zeit einspringen musste und ob es eine unfaire Verteilung zwischen den Mitarbeitenden gibt. Sie können Vorschläge für Teilzeitlösungen oder das Einspringen enthalten und dazu Auswertungen zur „Fairness“ geben.

Pflegedienste müssen also in Technologie investieren – die sich richtig lohnen kann. Denn eine gute Dienstplansoftware ist auch nicht mehr auf den ausgedruckten Aushang am schwarzen Brett beschränkt (auch wenn es den weiter geben sollte). In Begleitprogrammen kann direkt nachgehalten werden, wer wann Dienst hat und wie der Unterschied zwischen SOLL und IST ausfällt. Nachrichten ans Diensthandy gehen hier auch direkt gesammelt raus.

Und wenn das Programm immer wieder Fehler ausspuckt, weil die Planung so nicht möglich ist, dann müssen Sie sich auch der Realität stellen: wenn es fair und legal nicht klappen kann, dann kann es eben nicht klappen. Mehr Personal oder weniger Patienten sind die verbleibenden Stellschrauben.

Was Pflegedienste gemeinsam fürs Zeitmanagement tun können

Pflegedienste – in Form aller Mitarbeitenden – können sich für das Zeitmanagement aller Einzelnen einsetzen, indem sie viel miteinander reden und offen sind.

Das klingt erst mal nicht sehr „mächtig“, aber ein wesentlicher Teil von Zufriedenheit ist immer das Gefühl, fair behandelt zu werden. „Fair“ bedeutet aber nicht immer, dass jede*r das Gleiche bekommt, sondern jede*r das, was passt. Beispielsweise ist es fair, wenn eine Person immer an den Wochenenden frei hat, an denen sie ihre Kinder sieht und eine andere dafür nie Abends für Dienste eingesetzt wird, wenn sie im Dunkeln nicht gern (oder gut) Auto fährt.

Und wenn alle informiert sind, welche Ausnahmeregeln es gibt und wieso, dann hilft das auch bei der Zufriedenheit.

Im Born Gesundheitsnetzwerk helfen unsere Klassenfahrten übrigens beim regelmäßigen Austausch.