NRW Initiative für mehr pflegende Angehörige: Pflege-Guides in Unternehmen

08.04.2022

NRW Initiative für mehr pflegende Angehörige: Pflege-Guides in Unternehmen

Rund eine halbe Million Menschen in NRW pflegt „neben dem Job“ (oder arbeitet neben der Pflege zu Hause). Von der Pflege von eigenen Kindern über Eltern und Schwiegereltern bis zur „Nachbarschaftshilfe“, die immer mehr Zeit kostet – viele dieser privat Pflegenden sind in ihrer Freizeit voll ausgelastet.

In NRW sollen jetzt (unter anderem) Pflege-Guides in Unternehmen helfen, die Pflege neben der Arbeit zu organisieren.

Doppelbelastung: Pflegejob neben der Arbeit?

Viele Menschen pflegen neben der Arbeit – das kann natürlich „nur“ ein wenig Unterstützung für einen Angehörigen bedeuten. Es kann sich aber auch um eine umfangreiche, anspruchsvolle Pflegetätigkeit handeln, die fast alle oder die gesamte Freizeit aufbraucht.

Pflegende Angehörige müssen oft neben einer anderen Vollzeittätigkeit Arbeit leisten, die von anderen als Vollzeittätigkeit ausgeführt wird. Hinzu kommt für sie eine andere psychische Belastung durch die Pflege: Einerseits ist jede Arbeit anders, wenn man mit einem Klienten oder Kunden vertraut ist. Dann belastet auch dessen Leid oft stärker. Andererseits fehlt pflegenden Angehörigen auch die Ausbildung. Das macht nicht nur die körperliche Seite der Arbeit schwerer und ihnen fehlen Techniken, die professionell Pflegende lernen, um sich auch emotional mal distanzieren zu können.

Pflege-Guides werden ausgebildet

Die Pflege-Guides in Unternehmen werden von der AOK geschult. Sie können dann in ihren Betrieben Informationen zum Thema verbreiten und ein gut erreichbarer Ansprechpartner für Interessierte oder Pflegende werden.

Wichtiger Teil ihrer Aufgabe soll dabei sein, Kolleginnen und Kollegen über gesetzliche Rahmenbedingungen und die Möglichkeiten zur Organisation von Pflege neben der Arbeit zu informieren.

Das bedeutet auch, dass Betriebe dabei helfen, ihre Angestellten darüber zu informieren, wie sie ihre Arbeitszeit im Unternehmen vorrübergehend reduzieren können, um stattdessen zu pflegen.

Pflegende Angehörige stärken oder mehr Pflege durch Angehörige?

Pflegende Angehörige stärken, das ist das Schlagwort, das immer wieder verwendet wird. Und es ist wichtig, sie zu stärken und zu unterstützen, denn Pflegende, die allein da stehen, sind schnell viel zu stark belastet.

Gleichzeitig ist aber die Frage, ob die Aktionen nicht eigentlich auch dafür da sind, das Problem mangelnder professionell ausgebildeter Pflegekräfte zu „lösen“. Wir haben einen Fachkräftemangel und wenn wir Angehörige dazu bewegen können, mehr Pflege zu übernehmen, entlastet das das System.

Es bleibt also abzuwarten, ob die Pflege-Guides Angehörige auch darüber informieren, dass sie eben nicht weiter pflegen müssen, wenn sie nicht können oder nicht wollen. Auch Pflegebedürftige, die Angehörige haben, die sich im Notfall um sie kümmern können, dürfen von Pflegediensten gepflegt werden.