Crowdfunding: Gemeinschaft außerhalb vom Gesundheitssystem?

11.03.2019

Crowdfunding: Gemeinschaft außerhalb vom Gesundheitssystem?

Crowdfunding könnte auch in der Pflege immer mehr Raum einnehmen. Denn das Gesundheitssystem ist nicht nur an vielen Stellen überlastet, es hat vor allem auch den Ruf eines überlasteten Systems: Viele Menschen erwarten keine schnelle Reaktion oder gute Entscheidung mehr von ihrer Krankenkasse. Auch der Zweifel an der Kompetenz von Ärzten und anderen Experten der Gesundheits- und Pflegebranche steigt.

Crowdfunding als Reaktion auf Gesundheits- und Bankensysteme

Die Folge: Viele Menschen wenden sich für schnelle Hilfe an die „Community“ oder „Crowd“ – also die Gesellschaft. Aber nicht über das klassische System der Krankenkassen, in die alle einzahlen, die können, und von der alle profitieren, die müssen. Sondern über Spendenaufrufe im Internet, bei denen Geld für die Therapien von Privatleuten gesammelt wird. In Amerika, wo kranke Menschen sich auf gar kein System verlassen können, ist dieser Trend noch ausgeprägter.

Eine andere Form von Crowdfunding betrifft die Entwicklung von medizinischen Geräten oder Hilfen zur Pflege. Dabei geht es den Unternehmern meist darum, die Finanzierung für ein Projekt zu sichern, für das sie sonst einen Kredit bei einer Bank aufnehmen würden. Während die Beurteilung der Tragfähigkeit von Projekten durch Banken langsam und oft sehr kritisch erfolgt, lassen sich private Investoren leichter durch schöne Videos überzeugen.

Risiken und Folgen von Crowdfundingprojekten

Crowdfunding läuft gerade in der Gesundheitsbranche nicht immer gut. In Amerika gibt es eine ganze Reihe von Beispielen für Crowdfundingaufrufe, die sich auf Therapien beziehen, die nicht oder nur in den wenigsten Fällen funktionieren. Das vergeudet Geld und unterstützt gleichzeitig Irrvorstellungen. Viele Menschen werden von den Spendenaufrufen, die beispielsweise homöopathische Therapien für ernsthafte Erkrankungen wie Krebs beschwören, beeinflusst. Auch wenn sie selbst nichts spenden, glauben sie den Versprechungen der Spendensammler. Sie wenden sich mit ihrer ernsthaften Krankheit dann nicht mehr an echte medizinische Experten.

Auch besteht natürlich ein größeres Risiko für Investoren bei Finanzierungsprojekten im Gesundheitsbereich. Unternehmen, die keine Finanzierung von Banken bekommen, haben oft kein überzeugendes Konzept ausgearbeitet. Sie wollen eine Idee verfolgen, aber nicht viel Zeit in die Vorbereitung investieren. Oder sie sind mit ihrem Konzept bereits bei Banken gescheitert.

Viele der Projekte scheitern auch im Crowdfunding – auch wenn es um Pflege-Themen geht.

Crowdfunding in der Pflege kann funktionieren

Diverse Medizinprojekte werden erfolgreich Crowd-finanziert und dann durchgeführt. Anlageprojekte gibt es nicht nur auf Indie-Finanzierungsseiten wie kickstarter, sondern auch Seiten aus Deutschland, die sich auf klare Finanzierungsprojekte spezialisiert haben. Unter den Angeboten von kapilendo.de finden sich viele Projekte – darunter einige in der Pflege, im Medizintechnikbereich und für Gesundheitsvorsorge.

Crowdfunding für die Pflege kann aber auch funktionieren! Dabei muss nicht immer das Internet die wichtigste Rolle spielen. 2016 haben beispielsweise Pflegekräfte aus unserem Pflegedienst gemeinsam mit einer Familie eine Spendenaktion aufgebaut, um Geld für eine winterfeste Rampe für eine Patientin zu sammeln.