01.07.2022

Errichtung einer Pflegekammer in NRW - mehr Mitbestimmung und eine laute Stimme (?)

In NRW entsteht eine Pflegekammer – dadurch soll der Pflege eine laute Stimme gegeben werden. So eine einheitliche Anlaufstelle kann viele Vorteile haben, aber auch Nachteile. Wir beleuchten die Entwicklung.

Eine Pflegekammer bedeutet …

Die Pfelgekammer bedeutet einen zentralen Ansprechpartner für Mitglieder, Presse und Politik. Die Pflege hat so eine einheitliche klare Stimme in NRW und Stellungnahmen, Beschwerden oder Wünsche können deutlicher kommuniziert werden. Eine Pflegekammer bringt auch Autorität – statt „eine Pflegekraft“ oder selbst „die Leiterin der Proteste“ spricht mit der Pflegekammer NRW dann tatsächlich eine Stimme für die ganze Pflege in NRW.

Das hat klare Vorteile: Gebündelt an einem Ort werden Informationen, Perspektiven und Expertise gesammelt. Ähnlich wie wir im Born Netzwerk im Vergleich im „Kleinen“ miteinander kommunizieren und uns auch über Bereiche hinweg austauschen, könnten Pflegedienste aus ganz NRW sich organisiert austauschen und auch unabhängig von dem konkreten Bereich (ambulant oder im Heim, für Kinder oder Erwachsene, zur Heilung oder Palliativbegleitung) von der Erfahrung anderer an Schnittstellen profitieren.

Andersrum besteht natürlich die Gefahr, dass erstens Stimmen von außerhalb der Kammer verstummen – wer nicht mitmacht, zählt nicht mehr so viel neben der offiziellen Stimme. Und auch innerhalb der Pflegekammer muss ein Verständnis von Fairness geschaffen werden. Natürlich gibt es weniger Palliativpflegekräfte in NRW als in der Altenpflege. Zu bestimmten Themen sollte die Stimme der Palliativpflege aber wichtiger sein als die der Altenpflege. Hier ist ein kompetentes Innenmanagement gefragt.

Außerdem gibt es die gleiche Frage wie zur Pflegebeauftragten der Bundesregierung: Wird hier ein Gremium oder eine Position geschaffen, damit die Pflege eine eigene Stimme hat – die dann aber weniger gehört wird als die Erwähnung des Themas durch den Gesundheitsminister vorher?

Pläne der Pflegekammer NRW

Bisher bietet die Pflegekammer NRW begrenzte Informationen zu konkreten Plänen – kein Wunder, sie besteht ja noch kaum. Sie ist im Aufbau und wird erst Ende 2022 offiziell ihre Arbeit aufnehmen, wenn sie Mitglieder gesammelt und eine erste Kammerversammlung wählen.

Der aktuellste Stand der Mitgliedszahlen auf der Webseite ist vom 24.5.2022. Schon 80789 Menschen waren damals registriert – wahrscheinlich sind es mittlerweile schon mehr.

Aktuell finden sich unter der Selbstbeschreibung der Aufgaben der Pflegekammer NRW übrigens Fotos überwiegend von Männern. Hier ist ein übliches Risiko von Organisation und Verantwortung erkennbar: Traditionell haben Frauen oft (Beispiel Kirche) die tatsächliche Organisation, Verwaltung und den Betrieb von Aktionen erreicht – während Männer schnell in offizielle Positionen aufsteigen.

Wie sieht es bei uns im Pflegenetzwerk aus? Gibt es vielleicht Pflegekräfte mit einer klaren Stimme, die sich für die Pflege einsetzen möchten und als Einzelperson oder Gründerinnen oder Gründer einer Liste antreten möchten?
Der erste Schritt ist die Mitgliedschaft.

Mitglied in der Pflegekammer NRW werden

Die Pflegekammer NRW befindet sich, finanziell unterstützt vom Land NRW, im Aufbau. Das bedeutet, dass sie aktuell Mitglieder sammelt und im Oktober eine erste Wahl stattfinden wird, um für fünf Jahre die erste Kammerversammlung zu wählen. Sie wird das entscheidungsgebende Organ der Pflegekammer NRW.

Wer Mitglied werden möchte, kann sich (mit einem deutschen Personalausweis) sehr einfach registrieren. Die Berufsurkunde, die die Zugehörigkeit zur Pflege in NRW nachweist, kann man dann noch nachreichen. (Auch für Pflegekräfte ohne deutschen Personalausweis ist der Beitritt möglich!). Genauere Informationen zur Registrierung als Mitglied der Pflegekammer NRW findet man online hier.

Im Oktober können dann alle registrierten Mitglieder direkt an der Wahl teilnehmen – sowohl, indem sie sich wählen lassen, als auch indem sie wählen.