Die Auswirkungen des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes auf die Pflege
Die Neuerungen im Fachkräftezuwanderungsgesetz besagen, dass Menschen auch dann nach Deutschland einwandern dürfen, wenn sie in einem „Mangel“berufsfeld ein Jobangebot nachweisen können – unabhängig von ihrer Qualifikation. Zu diesen Feldern zählt auch die Pflege – auch hier können mehr Menschen eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis bekommen. Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz tritt am 1. März 2020 in Kraft.
Pflege als Berufsfeld mit besonderem Bedarf
Anders als in anderen Bereichen genügt in der Pflege ein zugesicherter Arbeitsvertrag – dafür ist keine Qualifikation (im Sinne einer zweijährigen Ausbildung oder eines Hochschulstudiums) mehr nötig.
Insbesondere als Hilfskräfte in der Pflege, Haushaltshilfe oder zur Beschäftigung können also Menschen aus dem Ausland einwandern.
Außerdem gelten die vereinfachten Regelungen auch, wenn jemand sich hier zunächst auf die Suche nach einem Ausbildungsplatz machen möchte. Dafür kann eine Aufenthaltsgenehmigung für bis zu sechs Monate ausgestellt werden, in der jemand nach einer Ausbildungsstelle oder zum Beispiel auch einem Studienplatz in der Pflege suchen kann.
Übrigens immer nur, wenn auch Deutschkenntnisse nachgewiesen werden.
Gesucht sind keine unqualifizierten Pflegekräfte
Das neue Gesetz könnte bedeuten, dass viele Menschen einwandern, um in Deutschland in der Pflege zu arbeiten – eine Lösung des Notstands, der aktuell herrscht?
Das Problem dabei ist die fehlende Qualifikation: Pflegekräfte müssen nach hohen Standards ausgebildet sein, um in der Pflege zu arbeiten. Auch Pflegehelfer absolvieren eine Ausbildung, um bei der Pflege Fachkräfte zu unterstützen.
Wer wird also die Ausbildung übernehmen?
Ausbildung für Pflegekräfte nötig – wer übernimmt sie?
Wer wird die Ausbildung der neuen Pflegekräfte übernehmen?
Ein immer übliches „Risiko“ für ausbildende Pflegedienste ist der Abkehr vom Unternehmen gleich nach Absolvieren einer Aus-, Fort- oder Weiterbildung. Viele Arbeitsverträge sehen eine Teilung des Aufwands oder der Kosten vor.
Wird es staatlich geförderte, weitreichende Schulungen für neue potenzielle Pflegekräfte geben? Wie finanzieren diese während der Ausbildung ihren Lebensunterhalt? Werden sie ebenso wie deutsche Pflegekräfte ab sofort für die Ausbildung vergütet?
Weitere Details sind noch nicht klar verfügbar und werden viel davon mitbestimmen, was diese Neuerung für die Pflege bedeutet.
Lohndumping durch Zuwanderung?
Pflegekräfte sind in Deutschland zurzeit „Mangelware“. Sie können sich aussuchen, wo sie arbeiten wollen und wählen ihre Arbeit auch nach Entlohnung aus – wie jede andere Berufsgruppe. Die Zuwanderung von vielen „neuen“ Fachkräften wirkt auf jede dieser Berufsgruppen wie eine Bedrohung, denn die neuen Arbeitskräfte sind meist zunächst mit niedrigeren Löhnen zufrieden.
Bedeutet die Zuwanderung jetzt also ein starkes Lohndumping in der Pflege?
Die Frage ist, was Deutschland und deutsche Pflegedienste qualifizierten Kräften aus dem Ausland – die mit qualifizierten Fachkräften aus Deutschland konkurrieren würden – zu bieten haben. Es muss sich nicht nur finanziell, sondern auch durch Lebensqualität lohnen, eine neue Sprache zu lernen und in ein neues Land zu ziehen. Diese Angebote einer guten Arbeitsumgebung und angemessenen Entlohnung ziehen das Niveau der Jobs nicht nach unten.
Bisher unqualifizierte Arbeitskräfte stellen Pflegedienste und Deutschland vor die oben erwähnten Fragen: Wie wird die Ausbildung finanziert?
Die Folgen sind noch offen
Was das neue Krachkräfteeinwanderungsgesetz für die Pflege bedeutet, kann noch nicht klar erkannt werden. Deutlich ist jetzt schon, dass Deutschland sicher nicht „Tür und Tor“ für Zuwanderer öffnet, sondern mit dem Gesetz versucht, qualifizierte Fachkräfte einzuladen. Diese „Sortierung“ nach gut und schlecht ist eine politische Frage, die auf einem ganz anderen Blatt steht, als nur die Auswirkungen auf die Pflege zu beleuchten.
Eine weitere Frage ist, was dieser „Abzug“ der Pflegekräfte aus anderen Ländern für diese Länder bedeutet. Jede qualifizierte Kraft aus einem Land abzuziehen und dann – auf politischer Ebene – zu jammern, dass die Länder weiterhin Unterstützung benötigen, kann nicht funktionieren.
Vielleicht bleiben die Pflegekräfte also nicht lange, selbst wenn sie einmal gekommen und integriert sind? Das wäre auf persönlicher und organisatorischer Ebene eine neue Art von Problem, dem wir uns stellen müssten.