Falsche Vorstellungen zur Pflege

14.06.2024

Falsche Vorstellungen zur Pflege

Obwohl Pflege so viele Menschen in Deutschland betrifft, gibt es immer noch eine Menge falscher oder zumindest sehr ungenauer Vorstellungen zum Thema. Von der Ausbildung über die Bezahlung bis zum Arbeitsalltag – was in Pflegekreisen selbstverständlich ist, wird außerhalb oft gar nicht wahrgenommen.

Wir haben einige „Mythen“ gesammelt

Mythos 1: Pflege wird so schlecht bezahlt wie früher

Obwohl es ein Riesenthema war und auch in den Medien immer wieder durchgelaufen ist: viele Menschen außerhalb der Pflege wissen nicht, dass die Bezahlung tatsächlich deutlich angehoben wurde.

Spannend ist dabei die Beurteilung eines Phänomens, das wir auch schon beobachten konnten. Mit den neuen Gehältern ist es für viele Pflegekräfte möglich, eine ¾-Stelle zu haben, ohne die finanzielle Einbuße deutlich zu spüren. Dadurch haben wir teilweise Arbeitskraft verloren. In der öffentlichen Diskussion ist die Idee oder Erwartung anders: „Wenn die Bezahlung von 75 % reichen würde, gehen mehr Menschen in die Pflege, weil man damit gut leben kann?“

Die Belastung – die „Kehrseite“ der Bezahlung – wird öffentlich (nach Corona) nicht richtig wahrgenommen.

Mythos 2: Schwieriger Einstieg

Viele Menschen wissen nicht, dass für sie der „Quereinstieg“ in die Pflege gut möglich ist. Stark beworben wird der Weg mit den niedrigsten Voraussetzungen: als Alltagsbegleitung einsteigen und über die Tätigkeit als Pflegehilfskraft dann die Ausbildung zur Fachkraft machen, und so weiter.

Das ist eine tolle Option! Aber wie sieht es für Menschen aus, die aus anderen Berufsfeldern „umsteigen“ wollen und vielleicht schon mal studiert haben oder eine andere Ausbildung erfolgreich abgeschlossen haben? Der 5-Jahresplan in der Ausbildung mit dem Ziel Berufsschule ist nicht für jeden passend.

Dagegen gibt es viele Menschen, die nach einigen Jahren in einem Berufszweig nach einer ganz neuen Arbeit suchen. Wenn Germanist*innen als Unternehmensberater*innen arbeiten oder Philosoph*innen in der Informatik – wieso dann nicht auch mal Maschinenbauer*innen in der Pflege? Ein zweiter Bachelor ist nach dem ersten eine geringere Hürde.

Hier müsste deutlicher werden, dass die „Ausbildung“ in der Pflege jetzt auch Studiengänge einschließt und dass Pflegekräfte auch im Studium Geld verdienen können.

Mythos 3: Frühere Ausbildungen werden abgewertet

Müssen Hebammen, die seit über 20 Jahren in ihrem Job sind, durch den Wechsel von Ausbildung zu Studium jetzt noch ein Studium nachholen?

Wer zukünftig Hebamme werden möchte, muss studieren. Wer Hebamme ist, muss aber nicht neu nachlernen – beziehungsweise lernt seit der Ausbildung sowieso ständig dazu.

Der Wechsel von Ausbildung zu Studium als „Standard“-Ausbildung für Hebammen bedeutet nicht, dass die früheren Ausbildungen nicht gut genug waren. Die Ausbildung soll neuen Anforderungen an die Arbeit gerecht werden.

Öffentlichkeitswirksam sollten solche Änderungen mit ausreichender Anerkennung der bisherigen Ausbildungen kommuniziert werden. Wert letztes Jahr die Ausbildung zur Hebamme geschafft hat, ist genauso qualifiziert, den Job zu machen, wie eine Kollegin, die nächstes Jahr das Studium abschließt. Nur eben mit anderem Fokus.