08.07.2022
Gesund pflegen: So viele Krankentage wie in keiner anderen Branche - muss das sein?
In der Pflege gibt es mehr Krankentage als in jeder anderen Branche. Wie kommt das und welcher Teil davon lässt sich vielleicht verhindern?
Der allgemeine Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse für 2021 verzeichnet viele Belastungen durch die Corona-Krise für alle Beschäftigten. Wichtiger ist aber auch die besondere Feststellung, dass in der Pflege mehr Ausfälle durch Krankheit anfallen als in allen anderen Branchen.
Der TK Gesundheitsreport 2021
In der Zusammenfassung der TK ihres Gesundheitsreports 2021 liegt der Fokus vor allem auf den Auswirkungen der Corona-Krise. Das betrifft nicht nur Erkrankungen mit dem Virus, sondern auch die Folgen der Maßnahmen zur Eindämmung der Verbreitung. In vielen Familien bedeutete der plötzliche Umstieg auf die Arbeit im Homeoffice und das Lernen zuhause für Kinder eine starke Belastung. Für Singles waren fehlende Kontakte das größere Problem. Trotz dieser Belastung waren Arbeitnehmende im Schnitt in der Coronapandemie seltener krank – die Maßnahmen zum Vermeiden der Erkrankung an Corona verhinderten auch viele andere Infekte.
In der Pflege sind diese Faktoren natürlich auch präsent – in der Pflege arbeiten Menschen mit und ohne Kinder, aber die meisten konnten nicht zum Home-Office wechseln. Für sie war damit das Infektionsrisiko höher, die Belastung durch mehr Arbeit höher und sie sahen sich an der Speerspitze im Kampf gegen die Krankheit. Ein Resultat oder eine begleitende Konsequenz waren höhere Krankenstände als in jeder anderen Branche.
Mehr Krankentage in der Pflege
In der Pflege gibt es nicht nur mehr Krankentage als in allen anderen Branchen, die durchschnittliche Zahl ist sogar während der Pandemie gestiegen statt wie in anderen Bereichen gesunken.
Die häufigsten Erkrankungen: psychisch, im Rücken, Atemsystem und Verletzungen/Vergiftungen. Während Atemwegserkrankungen im Allgemeinen schwer zu vermeiden sind – außer, wie wir mittlerweile alle gelernt haben, durch Masken und Abstand – gehören die anderen Erkrankungen scheinbar eher zum Berufsrisiko in der Pflege.
Die Belastung für die Psyche ist hoch, die Belastung für den Rücken sind groß. Ergonomisches Arbeiten kann auf der einen Seite helfen. Trainings für die Psyche sind noch selten in der Pflege verankert, aber sollen zunehmend eingesetzt werden.
Maßnahmen für Verbesserungen in der Pflege
Wer in der Pflege arbeitet, ist von den Zahlen nicht überrascht – und auch nicht von den Erklärungen oder Problemen beim Beheben dieser Missstände. Dagegen fehlen uns aber noch viele Informationen über Maßnahmen, die helfen können, die Situation zu verbessern.
So viel vorweg: Mehr Pflegende sind immer noch eine Notwendigkeit. Wer ständig mehr zu tun hat als Zeit zur Verfügung steht, kann noch so achtsam seine Überlastung begutachten – jeden Tag 110-120 % wird sich nie auf 100 % mitteln.
Maßnahmen, Zeit zu sparen, sind ein erster möglicher Ansatz – neue Technologien können an Stellen helfen, an denen Zeit für Unwesentliches verloren geht. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass die neue verfügbare Zeit dann eben nicht in mehr Patienten pro Zeiteinheit investiert werden muss, sondern in mehr Zeit für persönliche Pflege.
Da wo das nicht hilft, ist es wichtig, jedem in der Pflege den Rücken zu stärken – im doppelten Sinn. Ob eine Unterstützung durch Sportmaßnahmen, psychologische Begleitung oder Teammaßnahmen.