Jahresrückblick Pflege 2023

22.12.2023

Jahresrückblick Pflege 2023

Für unseren Jahresrückblick sehen wir uns erst mal an, wie der Ausblick auf die Zukunft vor einem Jahr aussah, und blicken dann auf die Nachrichten und Überraschungen 2023.

Was wir 2022 ewarteten

Ein erster Punkt aus unserem Ausblick war der Hinweis auf die PPR 2.0 – ein angekündigtes Testverfahren für ein neues Verfahren zur Bemessung des Personalbedarfs in Krankenhäusern. Während so eine Berechnungsvorschrift enorme Konsequenzen haben kann, ist es gar nicht so einfach, heute Informationen über die Durchführung und Ergebnisse zu finden. Zwar ist der Bericht des Wirtschaftsprüfunternehmens KPMG online verfügbar, viel Auseinandersetzung mit dem Thema gab es in den Medien aber nicht. Und auch wenn der Bericht sich alle Mühe gibt, das anders zu formulieren: das wenig überraschende (und von Pflegeexpert*innen vohergesagte) Ergebnis ist, dass der neue Schlüssel nicht ausgereift, nicht ausreichend für die Bedürfnisse im Arbeitsalltag und am Ende aufwändig ist. Auch wenn die Richtung – Aufmerksamkeit für den tatsächlichen Bedarf und Aufwand in der Pflege – natürlich begrüßenswert ist.

Ein weiteres Thema waren Änderungen in der Bezahlung und im Urlaubsanspruch von Pflegekräften. Wir verwiesen vor einem Jahr auf die Probleme in der Gegenfinanzierung und der Abrechnung durch die vielen neuen Änderungen. Leider hat sich in diesem Bereich nicht viel gebessert: auch 2023 war für uns mit davon geprägt, neue Betreuungsvereinbarungen und Finanzierungsansätze mühsam zu erarbeiten.

Eine weitere Aussicht war für uns die Erhöhung der Beiträge zur Pflegeversicherung. Neben diesen Erhöhungen hat in Deutschland wohl jeder 2023 einen Anstieg aller Lebenskosten erlebt. Damit einhergehend gab es eine massive Verrohung des Tonfalls in der Politik in Bemühungen, die Finanzen zu retten (und diverse Menschengruppen als Parasiten oder Bedrohung darzustellen). Dieser „Trend“ wird sich wohl auch 2023 fortsetzen, nachdem nun schon öffentlich beklagt wurde, dass Deutschland einfach einen zu großen Anteil seiner Ausgaben in Soziales wie Förderprogramme und Hilfen investiere.

Agilität und Resilienz

Agile Pflege und Resilienz für Pflegekräfte, das waren Themen, die wir 2023 unter die Lupe genommen haben. Denn neben mehr Aufmerksamkeit für den Stress in der Pflege gab es mit diesen beiden Ideen auch zwei Ansätze, wie das „System Pflege“ von den Beteiligten „gelöst“ werden könnte – ohne am System etwas zu ändern.

Dass das nicht funktionieren kann, haben wir ausführlich beleuchtet. Spannend ist jetzt, dass beispielsweise in der Weiterbildungsordnung der Pflegekammer NRW (siehe unten) das Thema Selbstfürsorge und Stressmanagement besonders wichtig ist und unterstrichen wird. Pflegekräfte egal welcher Spezialisierung sollen sich ausführlich damit auseinandersetzen, dass ihr Job Stress und (sekundäre) Traumatisierungen beinhaltet, und wie sie diese Belastungen für sich und Teammitglieder abmildern können.

Mehr Verantwortung für die Pflege

Die gerade erwähnte Pflegekammer NRW wurde neu gegründet – eine Entwicklung, die dazu passt, dass ein großes Thema für 2023 sein sollte, dass Pflegekräfte individuell und als „Ganzes“ mehr Verantwortung bekommen soll(t)en.

Die Pflegekammer NRW hat jüngstens mit der Verabschiedung der Weiterbildungsordnung für NRW einen ersten großen Schritt dahin getan, die Verantwortung für Themen zu übernehmen.

Auf der individuellen Ebene, Pflegekräften mehr autonome Entscheidungen zu ermöglichen, sind wir nicht wesentlich weitergekommen.

Dabei ist eine wesentliche Erkenntnis aus 2023 auch, dass beispielsweise Pflegeberatung – oft durchgeführt von Pflegekräften und damit Expert*innen aus der Praxis – ein gut funktionierendes Modell ist.