28.01.2019
Lösen osteuropäische Pflegekräfte den Pflegenotstand?
Viele Familien beauftragen Pflegekräfte aus Osteuropa mit der Betreuung ihrer Angehörigen. Sie haben selbst keine Zeit oder können sich nicht um die Pflege kümmern. Gleichzeitig scheinen die Pflegekräfte aus dem Osten wesentlich günstiger als Pflegekräfte aus Deutschland.
Aber auch hier gibt es auf beiden Seiten Schwierigkeiten – für Familien auf der Suche nach einer guten Unterstützung und für die Frauen (und gelegentlich Männer) aus Osteuropa.
Pflegekräfte aus Osteuropa
Die Pflege zuhause übernehmen in einigen Familien Pflegekräfte aus Osteuropa. Diese Bezeichnung bezieht sich speziell auf Frauen oder Männer, die aus osteuropäischen Ländern wie Polen nach Deutschland kommen, um bei Familien zu leben und mehr oder weniger rund um die Uhr als Gesellschafter/-innen, Pflegekräfte oder Haushaltshilfen zu arbeiten.
Die Lösung scheint angenehm für beide Seiten: Für Familien, weil sie wissen, dass jemand wirklich jederzeit da ist. Und für die Angestellten, weil sie einen Job gefunden haben, mit dem sie oft auch ihre Familie zuhause unterstützen können.
Leider nicht immer eine Lösung
Für viele Familien scheinen die Pflegekräfte aus Osteuropa ein Segen. Sie können sich endlich die Pflege leisten, die sie ihren Angehörigen wünschen.
Leider ist die Lösung nicht immer so optimal, wenn man hinter die Kulissen sieht. Auf der einen Seite durch weniger als optimale Arbeit – die „Pflegekräfte“ sind vielleicht gar nicht ausgebildet oder verstehen beispielsweise gar kein Deutsch. So ist die Betreuung auch eher schwierig. Andererseits durch schlechte Bedingungen für die arbeitswilligen Menschen: Sie zahlen an Vermittlungsagenturen einen großen Teil ihres Lohns, haben manchmal keinen einzigen Tag in der Woche frei oder sind schwarz beschäftigt.
Der große Preisunterschied zwischen einer Betreuungskraft aus Deutschland und aus anderen Ländern entsteht nicht zuletzt leider oft dadurch, dass die Verträge schlicht nicht legal sind. Werden Krankenversicherung und Rentenversicherung nicht abgeführt, wirkt das auf den ersten Blick natürlich billiger. Tatsächlich können die Kosten aber plötzlich explodieren: Beispielsweise bei Krankheit der Pflegekraft, einem Unfall oder wenn die Schwarzarbeit auffliegt und Strafen gezahlt werden müssen.
Hilfe bei der Pflege aus Osteuropa kann funktionieren
Pflegekräfte aus Osteuropa können aber natürlich in Familien auch legal und zu fairen Konditionen helfen. Dafür sollte man von Anfang an einen vernünftigen Arbeitsvertrag aufsetzen und auch auf Steuern und Versicherungen achten. Einige seriöse Agenturen helfen dabei. Es ist auch möglich, selbst zu suchen und jemanden einzustellen – die Verbraucherzentrale hat eine Übersicht zum Thema Haushaltshilfen aus dem EU-Ausland zusammengestellt, die sich damit beschäftigt. Die Kosten für so eine Haushaltshilfe werden bei ca. 38,5 Arbeitsstunden pro Woche mit etwa 2000 bis 3000 Euro pro Monat geschätzt.
Wichtig ist, dass die Hilfe meist tatsächlich „nur“ eine Haushaltshilfe ist: eine ausgebildete Pflegekraft kann nicht so leicht ersetzt werden. Aber auch die Haushaltshilfe ist für viele eine große Entlastung: Jemand ist oft anwesend, hilft bei alltäglichen Aufgaben und eben im Haushalt. So eine zusätzliche Hilfe kann sehr wertvoll sein und auch Angehörige bei der Pflege entlasten.
In der Intensivpflege beispielsweise kann jemand ohne die entsprechende Ausbildung allerdings wirklich die professionelle Pflege nicht ersetzen. Hier geht es um die Betreuung von Patienten, die oft rund um die Uhr beatmet werden müssen.
Herr Spahn auf der Suche nach Lösungen für den Pflegenotstand
Der Pflegenotstand verlangt offensichtlich weitere Lösungen, als „nur“ den Pflegeberuf attraktiver zu machen. Minister Spahn hat immer wieder neue Ansätze. Seine aktuellste Idee ist, Pflegekräfte für Deutschland im Ausland auszubilden.
Herr Spahn hat dabei diverse Länder im Sinn. Er möchte Pflegekräfte in „Afrika, Fernost oder in Osteuropa“ ausbilden, die schon während der Ausbildung Deutsch lernen sollen. Herr Spahns Initiative kann aus mehreren Perspektiven kritisiert werden und wirkt vor allem vorm Hintergrund der kürzlichen „Freiwillige Rückkehr“-Kampagne des Ministeriums für Heimat wie eine zynische Erinnerung an frühere Gastarbeiter-Aktionen in Deutschland.
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