Noch in der Rente für die Rente pflegen und Flexirente nutzen

18.03.2019

Noch in der Rente für die Rente pflegen und Flexirente nutzen

Rentnerinnen und Rentner sind von den Regelungen zu erhöhten Rentenansprüchen durch ehrenamtliche Pflege eigentlich ausgenommen – sie können die Pflege ja nicht „neben der Arbeit“ erbringen. Deswegen sieht es zunächst so aus, als könnten Menschen in voller Altersrente auch nicht davon profitieren, dass durch die sogenannte ehrenamtliche Pflege Rentenansprüche entstehen können.

Tatsächlich gibt es durch die Flexirente aber doch Möglichkeiten, die vor allem Rentner und Rentnerinnen mit niedrigem Einkommen nutzen sollten.

Flexirente bringt Möglichkeiten

Das Modell der sogenannten Flexi-Rente ermöglicht seit 2017 Rentnern und Rentnerinnen, neben der Rente zu arbeiten. Dafür wird mindestens 1 % der Rente gekürzt.

Durch die Arbeit verdienen „Flexirentner“ natürlich einerseits direkt Geld. Andererseits erhöhen sie durch diese Arbeit auch wieder ihre Rentenansprüche, denn in einem regulären Job zahlen sie weiterhin in die Rentenkasse ein. Sinn der Einführung der Flexirente war es, einen weicheren Übergang zwischen Arbeit und Rente zu ermöglichen. Wer sich noch fit fühlt, kann auch noch arbeiten und damit länger vorsorgen. So können ältere Menschen auch noch einige Lücken schließen, die sich vielleicht in ihrer Vorsorge ergeben haben.

Neu erworbene Ansprüche gelten jeweils ab sofort auch für die laufende Altersrente, werden aber nur jährlich aktualisiert (und rückwirkend ausgezahlt).

Pflegen in der Rente

Wer bereits in Altersrente ist, kann auf die Flexirente umsteigen und durch Pflege Ansprüche sammeln. Dazu müssen dann die gleichen Bedingungen erfüllt sein, wie bei anderen Pflegenden, die Rentenansprüche durch „ehrenamtliche“ Pflege sammeln.

Kurz gefasst: Die Pflege muss regelmäßig (mindestens 10 Stunden in der Woche in mindestens 2 Monaten im Jahr), unentgeltlich (also nicht beruflich) und für eine pflegebedürftige Person (mit Pflegegrad 2 oder höher) erfolgen. Die vollen Bedingungen finden Sie in unserem Artikel zu Rentenansprüchen durch Pflege.

Typisch ist der Fall einer Frau, die selbst keine hohe Altersrente bezieht. Sie pflegt ihren Mann, Nachbarn oder einen guten Freund. Weil sie dafür nicht bezahlt wird, kann sie überlegen, auf 1 % ihrer Rente zu verzichten und dafür höhere Rentenansprüche zu erwerben.

Rentenansprüche in der Flexirente erhöhen

Der große Vorteil des Modells ist, dass man höhere Rentenbeiträge sammelt. Wird man zum „Flexirentner“, hat man ja wieder „Arbeitszeit“, die durch Pflege aufgefressen werden kann. Die Beiträge zur Rentenversicherung werden also von der Pflegekasse gezahlt und erhöhen die monatlichen Rentenansprüche.

In der Praxis werden die aufgehäuften neuen Rentenansprüche jeweils im Juni eines Jahres für die letzten zwölf Monate ausgezahlt. Der Stand der Rente wird aber auch aktualisiert und ab sofort wird der höhere Betrag monatlich ausgezahlt. Wer weiter pflegt, erhöht auch im nächsten Jahr wieder seine Ansprüche und kann sich auf ähnliche Auszahlungen und Erhöhungen freuen.

Die Beträge sind zwar nicht enorm – zwischen 5 und 30 Euro pro Monat – aber können gerade für Menschen mit geringer Rente einen großen Unterschied ausmachen.

Für wen lohnt sich Pflegen in Flexi-Rente?

Für das laufende Jahr „lohnt“ sich der Umstieg, wenn die mögliche Erhöhung der Rentenansprüche mehr als ein Prozent der aktuellen Altersrente beträgt.

Insgesamt kann sich der Umstieg aber auch lohnen, wenn die Beträge sich nur knapp unterscheiden. Denn die zusätzlich erworbenen Ansprüche gelten lebenslang.

EIN BEISPIEL:

Herr Müller aus Dortmund bekommt eine Altersrente in Höhe von 710 €. Seine alte Nachbarin hat Pflegegrad 2 und Herr Müller teilt sich die Pflege mit einem Pflegedienst. Die Leistungen der Pflegekasse werden auch aufgeteilt in Pflegesachleistungen und Pflegegeld. Er pflegt seine Nachbarin für fünf Jahre. Danach zieht sie in ein Pflegeheim.

Wir ignorieren hier Veränderungen der Rente aus anderen Gründen.

Herr Müller bleibt bei seiner Rente

Wenn er weiterhin nur Rentner bleibt, bleiben seine Ansprüche jedes Jahr bei 710 €.

Herr Müller wird Flexirentner

Wenn Herr Müller Flexirentner wird und auf 1 % seiner Bruttorente verzichtet, sind das 7,10 €. Für die Pflege erwirbt er allerdings nur Rentenansprüche in Höhe von 7,09 €.

Trotzdem entscheidet er sich für das Modell. Wenn wir ignorieren, dass die erworbenen Ansprüche auch rückwirkend für das Jahr ausgerechnet und ausgezahlt werden, bekommt er im ersten Jahr nur 702,90 pro Monat. Im zweiten Jahr sind es allerdings schon 709,91 €, im dritten 716,94 €, im vierten 730,98, im fünften 730,98 und nach fünf Jahren hat Herr Müller seine Rentenansprüche auf 745,45 erhöht.

Rentenansprüche durch Pflege

Für viele kann sich der Umstieg auf die Flexirente vor allem langfristig lohnen. Wer absehen kann, dass er noch für eine Weile pflegen wird oder auch danach noch länger Rente bezieht, sollte das Modell auf jeden Fall für sich durchrechnen.

Ansprechpartner dafür sind die Rentenversicherung und die Pflegeversicherung. Bei der Planung von geteilter Pflege oder Übernahme aller Pflegesachleistungen durch uns, sind wir aber auch gerne für Sie da!