Pflege-App der Krankenkassen

05.07.2024

Pflege-App der Krankenkassen

Die DAK hat eine Pflege-App veröffentlicht, die in den ersten drei Wochen ihrer Onlineverfügbarkeit noch nicht viel Anklang gefunden hat und erst rund 100 Mal heruntergeladen wurde. Wir werfen einen Blick auf die App und versuchen zu erklären, wieso zwischen Hilfeleistungen der Krankenkassen, Digitalisierung und Angehörigen in Deutschland weiter eine riesige Lücke klafft. Das fängt bei zu kleinen UI-Elementen an und geht inhaltlich weiter:

Über die App

Die DAK hat eine neue „Pflege-App“, die als umfassende Hilfe vor allem für Angehörige aller Pflegekassen beworben wird. Auf der Webseite ist die Rede von der DAK-App, die z.B. laut Ärztezeitung auch für Versicherte anderer Krankenkassen nützlich sein könnte. Dahinter verbirgt sich aber nur eine neue Skin der Nui-App, die bereits für die Allianz Privatversicherung und die AOK Bayern angepasst wurde.

Positiv herauszustellen ist, dass die App im Google PlayStore und im App Store von Apple ganz frei verfügbar ist und beim Login sogar den Tipp gibt, statt persönlicher Infos nur fiktive Daten anzugeben.

Ein kleiner Schritt

Die neue App soll den Pflegealltag erleichtern. Dazu gehört das Versprechen, Antworten auf Fragen jederzeit dabei zu haben. Technisch gesehen funktioniert das in den meisten Fällen durch Weiterleitung auf bestehende Seiten der Krankenkasse DAK – hier endet also auch schon der Nutzen für Versicherte anderer Kassen. Ein bisschen seltsam fühlt sich die Weiterleitung zum Punkt „Psychologische Pflegeberatung“ an – hier landet man auf der Seite „ueberleben.org“, die wiederum vorschlägt, auf pflegen-und-leben.de die psychologische Online-Beratung in Anspruch zu nehmen.

Das zweite große Feature sind verschiedene Rechner, in denen man die eigenen Ansprüche berechnen kann. Das kann sehr nützlich sein, um einen Überblick zu erhalten – ist aber auch im App-Format meist ohne weitere Erklärung oder Hilfe formuliert. „Besteht eine Gangunsicherheit?“ – so eine Frage lässt schnell Hilflosigkeit aufkommen. Geht es um das Empfinden oder bräuchte ich eine Diagnose? Reicht „langsam“ für „unsicher“? Hier wäre eine App optimal, die z.B. mit Klick auf ein Icon mehr Informationen bietet.

Checklisten-Funktion

Der dritte Teil ist eine „Checklisten“-Funktion der App. Darin kann man sich selbst ToDo-Listen anlegen (jeweils Text zum Abhaken) oder die vorgefertigten Listen der App nutzen. Leider fehlt auch hier weitere Unterstützung.

Am Beispiel der Checkliste „Pflegegrad beantragen“: der erste Punkt („Stelle einen formlosen Antrag bei der Pflegeversicherung“) verlinkt zwar hilfreich auf einen Musterantrag, der ist aber nur eine pdf-Datei und für Zugriff darauf muss man sein Google-Konto angeben. Vorbei ist es also mit dem strikten Datenschutz.

Der zweite Punkt lautet „Fülle das Formular vollständig aus“ – wieder eine verschenkte Gelegenheit, tatsächlich zu helfen. Der dritte „Der Medizinische Dienst meldet sich bei Euch“ spricht plötzlich mit mehreren, gibt aber im Erklärungstipp den Hinweis, eine „Vertraute Person“ beim Termin dazuzubitten.

Der letzte Punkt lautet „Bereite dich auf den Begutachtungstermin vor“ – und verweist auf „Tipps und Tricks“ in einem Ratgeber, der nicht verlinkt ist.