Pflegebedürftig? Die ersten zehn Schritte

08.01.2021

Pflegebedürftig? Die ersten zehn Schritte

Plötzlich oder mit Vorankündigung pflegebedürftig – und jetzt? Wir haben die ersten Schritte für Sie zusammengefasst.

Ganz wichtig: Wenn Sie gerade diese Schritte allein nicht schaffen, können Sie sich an uns wenden. Wir helfen Ihnen gern schon vor dem dritten Schritt – kontaktieren Sie unsere Pflegeberatung. Wenn es notwendig ist, beginnen wir auch sofort mit der Pflege – noch vor allen weiteren Schritten.

1 – Suchen Sie sich Unterstützung

Wenn Sie selbst pflegebedürftig sind oder ein naher Angehöriger oder eine andere Person, die nicht selbst für sich entscheiden kann, versuchen Sie sich als erstes Unterstützung zu holen. Alle folgenden Entscheidungen werden viel Zeit und Energie kosten und sind viel leichter mit einer zweiten Person oder als Team zu bewältigen.

Vielleicht haben Sie Nachbarn, Bekannte oder weitere Familienmitglieder, die Zeit haben, zu helfen? Es geht nicht darum, wer später die Pflege übernimmt, sondern gemeinsam die ersten Formalitäten zu klären. Sie sollten jetzt die ersten vier bis fünf Schritte dieses Plans in Angriff nehmen.

2 –Unabhängige Pflegeberatung kontaktieren

Die nächsten Schritte werden sich fast überlagern: Sie wollen Anträge stellen und die Pflege organisieren. Wir empfehlen, so früh wie möglich eine unabhängige Pflegeberatungsstelle zu kontaktieren.

Auch wenn wir als Pflegedienst Ihnen natürlich langfristig gern auch durch unsere Leistungen helfen würden, stehen wir in dieser Phase zunächst ganz neutral an Ihrer Seite. Wir beraten Sie dazu, was nötig und möglich ist – unabhängig von Einspar-Bestrebungen der Pflege- oder Krankenkassen.

3 – Krankenkasse kontaktieren: Antrag auf Pflegeberatung

Sie müssten bei der Pflegekasse zwei Anträge stellen: Erst auf die Pflegeberatung, die Ihnen zusteht. Entweder, Ihnen wird ein Pflegeberater genannt, oder Sie erhalten einen Beratungsgutschein für eine Beratungsstelle.

Die Beratung kann in einem Büro oder bei Ihnen zuhause stattfinden. Vielleicht ist auch ein Termin im Krankenhaus vor der Entlassung oder in einem Pflegeheim sinnvoll, wenn Sie oder die pflegebedürftige Person, um deren Pflege es geht, dort leben.

4 – Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung

Als nächstes müssen sie die eigentlichen Leistungen der Pflegeversicherung beantragen. Wir haben hier ausführlich erklärt, wie Sie Pflege beantragen.

Wichtig ist, den Antrag möglichst früh zu stellen. Fragen Sie eventuell schon beim Anruf zur Pflegeberatung bei Ihrer Kranken- bzw. Pflegekasse nach, ob Sie den Antrag gleich stellen können.

5 – Langfristige Planung: Vorüberlegung

Sie müssen sich überlegen, ob die Pflege zuhause stattfinden soll – auch „ambulante Pflege“ genannt, oder ob es besser ist, über ein Pflegeheim, eine Wohngemeinschaft oder eine andere Lösung nachzudenken.

Die Pflegeberatung wird Sie auch dabei unterstützen, diese Pläne aufzubauen.

Bedenken Sie, wer bei der Pflege zuhause helfen kann: Ein Pflegedienst, oder soll alles von Angehörigen, Nachbarn oder Freunden erledigt werden? Unterschätzen Sie nicht den Aufwand der Pflege und die Anstrengung, die dahinter stecken kann. Machen Sie einfach erst mal einen vorsichtigen Plan – wenn Sie später merken, dass sie mehr selbst machen oder machen lassen wollen, können Sie den Plan immer noch ändern!

6 – Termine: Pflegeberatung und medizinischer Dienst

Bei der Pflegeberatung und beim Besuch des medizinischen Diensts geht es darum, dass Sie informiert werden und die beste Pflege geplant wird.

Dabei sollte man sich allerding nicht ganz naiv dem guten Willen der Berater und Gutachter aussetzen. Wir haben hier einige Tipps für den Besuch des medizinischen Diensts zusammengestellt.

7 – Pflege planen: Zuhause oder in Einrichtungen?

Nach der Begutachtung durch den medizinischen Dienst wird Ihnen das Ergebnis der Untersuchung und Beurteilung mitgeteilt – also den Pflegegrad, der beurteilt, wie viel Unterstützung die pflegebedürftige Person braucht. Wurde der Pflegegrad, den Sie beantragt haben, abgelehnt, können Sie Widerspruch gegen den Pflegegradbescheid einlegen.

Jetzt ist es wirklich an der Zeit, die zukünftige Pflege zu planen. Wo soll sie stattfinden? Wer übernimmt welche Aufgaben in der Pflege? Wenn Sie hier allein nicht weiterkommen, sollten Sie sich wieder Unterstützung suchen!

8 – Alltag planen: Wie geht es weiter?

Egal, für welche Form der Pflege Sie sich entschieden haben: Es gibt weiterhin einen Alltag drumherum: Für die pflegebedürftige Person, für Mitbewohner und Angehörige und für alle, die an der Pflege beteiligt sind.

Jeder sollte sich etwas Zeit nehmen, und darüber nachdenken, wie der Alltag rund um die Pflege in Zukunft aussehen wird. Wenn Zeit für die Pflege investiert werden muss, welcher bisherige Teil vom Alltag fällt dann weg? Welche zusätzlichen gemeinsamen Punkte will man festhalten, um neben der Pflege auch noch „ganz normal“ miteinander Zeit zu verbringen?

9 – In die Pflege starten

Wenn die Pflege losgeht, wird es vielleicht erst mal einige Male poltern. Arbeitsabläufe sitzen nicht so richtig, alles ist noch neu und ungewohnt. Das ist normal! Lassen Sie sich nicht entmutigen, aber schweigen Sie Ihre Sorgen auch nicht tot. Sprechen Sie mit anderen aus der Familie oder aus der Nachbarschaft, sprechen Sie mit dem Pflegedienst oder dem Personal im Pflegeheim und wenn nötig suchen Sie sich weitere Unterstützung durch Selbsthilfegruppen oder ähnliches.

Auch ein Hausarzt oder andere behandelnde Ärzte beobachten den Start mit. Hier finden Sie Rat und Einschätzungen von jemandem, den Sie vielleicht schon länger kennen und der Ihre Situation gut einschätzen kann?

10 – Regelmäßig: Nachdenken, prüfen, planen

Jetzt läuft die Pflege – und damit ist eben nicht „alles vorbei“, sondern ein neuer Abschnitt gestartet. Wie alles im Leben muss man immer wieder darüber nachdenken, was man möchte, was funktioniert und was nicht funktioniert.

Vielleicht schreiben Sie sich sogar einfach einen Termin vier Wochen, acht Wochen, drei Monate und sechs Monate nach Beginn der Pflege in den Kalender: Was läuft gut, was sollte anders laufen? Was fehlt Ihnen, was ist Gutes neu in Ihr Leben gekommen?

Jedes Mal können Sie auch darüber nachdenken, ob Sie die Pflege zukünftig anders gestalten wollen. Mehr Unterstützung durch einen Pflegedienst, weniger Unterstützung, ein Umzug ins Pflegeheim oder ein Wechsel von Ärzten, Therapeuten oder Apotheken?

Alle Lösungen sind nicht in Stein gemeißelt. Sie können sich neu entscheiden und immer wieder beraten lassen.