Psychologische Beratung für Pflegende

10.07.2020

Psychologische Beratung für Pflegende

Pflege ist belastend – körperlich wie seelisch. Das gilt nicht nur für pflegende Angehörige, sondern auch für beruflich Pflegende. Psychologischer Beistand kann helfen – und wird gerade leichter und erreichbarer. Denn Online-Angebote ergänzen die Beratung vor Ort.

Man darf über Pflege-Belastungen sprechen

Pflege ist anstrengend, Pflege macht müde, Pflege kann erschöpfen oder auslaugen. Das alles nimmt nichts davon weg, dass Pflege auch schön sein kann, Spaß machen kann oder Energie gibt, weil man etwas Gutes erlebt, mit netten Kolleginnen oder Kollegen arbeitet und so weiter. Es ist wichtig, über die Belastung zu sprechen, weil die nicht ausgewogen werden. Die schlechten Dinge löschen die guten nicht aus, aber die guten gleichen auch nicht alle schlechten aus.

Deswegen dürfen alle, die in der Pflege arbeiten – beruflich oder privat – über die negativen Aspekte ihrer Arbeit sprechen. Eine Lösung muss man dabei übrigens nicht mitliefern!

Tipp: Oft hilft es, auszusprechen oder aufzuschreiben, was einen belastet. Wer ein Gefühl bezeichnet und formuliert, kann auch besser damit umgehen. Wenn man mit anderen über die Belastung sprechen möchte, hilft es oft, das Gespräch auch passend einzuleiten: „Du, ich möchte gerade einfach einmal darüber reden, dass es schwierig ist.“ Oder „Ich fühle mich total kaputt. Können wir darüber reden, ob diese Sache dich auch so belastet?“

Man darf sich in der Pflegearbeit beschweren

Über die Belastungen in der Pflege zu sprechen, ist der erste Schritt. Es ist auch erlaubt, sich zu beschweren. Zum Beispiel bei anderen Verwandten, die auch einen Teil machen sollen. Oder bei Kolleginnen oder Vorgesetzten, wenn sie nicht die nötige Unterstützung liefern.

Es ist wichtig, zwischen dem Gespräch über Belastungen und einer Beschwerde zu unterscheiden. Denn eine Beschwerde ist ein Anliegen und eine Aufforderung.

Tipp: Eine Beschwerde sollte immer noch etwas weiter bedacht sein. Wer sich beschwert, sollte sich vorher überlegen, was die Aufforderung an den anderen ist, damit im Gespräch klar ist, dass es um Besserung und nicht das Gefühl oder Vorwürfe geht.

Manchmal sind das konkrete Dinge, bei denen die „Lösung“ des Problems auf der Hand liegt: „Wer den Verband bei Opa wechselt, sollte auch den Müll mit runternehmen. Bitte denk dran!“.

Manchmal sind das auch eher allgemeine Aufforderungen: „Unsere Dienstpläne sind seit ein paar Wochen sehr chaotisch. Ich möchte, dass Sie sich die Pläne genauer ansehen.“

Man darf sich als Pflegende*r Hilfe holen

Wer in der Pflege arbeitet, steht immer wieder vor besonderen Belastungssituationen. Profis lernen zwar von Anfang an, dass sie „nicht jeden Tod mitsterben“ können. Auch Profis sind aber immer Menschen und können ihr Miterleben nicht einfach an- oder ausschalten. Dazu kommen oft Angst und Druck in einer verantwortungsvollen Position, die oft nicht als solche anerkannt wird.

Gerade aktuell ist diese Belastung für Pflegekräfte besonders hoch – Covid-19 hat viele Ängste verstärkt und Stresssituationen manchmal sogar eskalieren lassen. Ob durch zusätzliche Arbeit oder die Konfrontation mit ähnlich ängstlichen Menschen – Angehörigen oder Gepflegten.

Einen ganz einfachen Weg bieten aktuell der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe DBfK und die Bundespsychotherapeutenkammer BPtK an: Auf der Webseite https://www.dbfk.de/de/themen/psych4nurses.php können Pflegekräfte kostenlos und ganz einfach eine 30-minütige Beratung mit einem Therapeuten buchen. Das ist als Entlastung während Covid-19 gedacht, kann aber dem ein oder anderen auch einen Einstieg bieten, diese Form der Hilfe und Unterstützung für sich auszuprobieren.

Für pflegende Angehörige gibt es einerseits die anonyme und vertrauliche Beratung durch das Pflegetelefon des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Montag bis Donnerstag von 9 – 18 Uhr unter 030-20179131. Oder sie nutzen das Angebot für Onlineberatung auf https://www.pflegen-und-leben.de/online-beratung.html (Auf der Webseite funktionieren nicht alle Links, aber der Kontakt wird leicht und unabhängig hergestellt!)

Wenn Sie als pflegende/r Angehörige/r direkt Beratung durch einen Pflegedienst suchen und wissen möchten, was ein Pflegedienst für Sie tun kann, können Sie auch einen Termin mit unserer Pflegeberatung vereinbaren!