21.08.2020
Warum wir einen Pflegetarifvertrag befürworten
Der Pflegetarifvertrag wird immer wieder diskutiert und ist ewig in der Planung. Das Hin und Her scheint kompliziert. Wir sind für einen Tarifvertrag in der Pflege, weil er uns zielführend scheint, einige der aktuellen Probleme in der Pflege anzugehen.
Ob der Tarifvertrag diese Probleme ganz löst oder eben nur einen ersten Beitrag leisten kann, ist natürlich ein anderes Thema. Er steht aber aus jetziger Perspektive anderen Lösungen auch nicht im Weg.
Was bedeutet der Tarifvertrag?
Ein Tarifvertrag bedeutet, dass bundesweit in Deutschland Pflegekräfte für die gleiche Arbeit das gleiche Gehalt bekommen (sofern nicht, ähnlich wie beim Mindestlohn, zwischen Ost und West unterschieden wird).
Das bedeutet, dass Gehaltsverhandlungen wegfallen und Einstellungen über Tarifverträge laufen können.
Vorteile für Pflegekräfte
Für Pflegekräfte bedeutet das, dass sie sich, egal wo sie arbeiten, auf ein festes Gehalt verlassen können. Ihre Entscheidung für oder gegen einen Pflegedienst ist von anderen Faktoren als dem Gehalt abhängig.
Auch wer nicht gut im Verhandeln ist, bekommt das gleiche Geld. Damit werden keine Fähigkeiten mehr belohnt, die in der Pflege gar nicht wichtig sind. Ein Verkäufer sollte vielleicht um sein Gehalt streiten können, weil er auch später immer wieder verhandelt. Ein Altenpfleger braucht diese Fähigkeit nicht.
In Vorstellungsgesprächen fällt dieser Teil der Besprechungen weg. Das Gespräch kann sich um die Arbeit und Arbeitsbedingungen drehen – und andererseits um die Fähigkeiten und Erfahrung, die man mitbringt. Wohlfühlen im Team muss nicht gegen ein (noch) höheres Gehalt gerechnet werden.
Vorteile für Pflegedienste
Auch Pflegedienste profitieren vom Wechsel zum Tarifvertrag. An zwei Stellen fällt damit Aufwand weg: Im Gespräch mit Pflegefachkräften und in der Diskussion mit Krankenkassen. Was Pflege kostet wird deutlicher festgehalten und es gibt weniger „Dumping“-Konkurrenz, die auf dem Rücken ihrer Angestellten den Kampf um das günstigste Angebot führt.
Als Pflegedienst können wir uns in Bewerbungsgesprächen mehr darauf konzentrieren, wie gut eine Bewerberin ins Team passt – ob wir sie uns leisten können, wissen wir schon, wenn wir die Stelle ausschreiben. Dass die Bewerbungskultur in der Pflege in den letzten Jahren zu einem Dschungel verkommen ist, haben wir schon in einem früheren Artikel bemerkt. Besonders anstrengend: Wenn das Gespräch mit „Was zahlt ihr?“ anfängt, statt mit Aspekten der Stelle, des Unternehmens oder der Kompetenzen des Bewerbers.
Wir im Netzwerk glauben auch, dass unsere Pflegedienste mit ihrer Kultur punkten können: Wenn Mitarbeitende nicht ständig von Job zu Job springen (müssen), um ihr Gehalt immer noch etwas weiter zu verbessern, suchen sie nach Pflegediensten, in denen „die Chemie stimmt“ – und das Miteinander Spaß macht. Das ist etwas, das wir sehr schätzen, unsere langjährigen Mitarbeitenden bei uns mitgestalten und uns vor anderen Pflegediensten zu etwas Besonderem macht. Bei uns arbeiten macht möglich, dass Beruf sich wie Berufung anfühlt – und Teambesprechungen wie Freude treffen.
Wer sich – mit oder ohne Tarifvertrag – bewerben möchte, findet immer aktuelle Stellenausschreibungen für Pflegekräfte im Jobportal.