Versorgungsqualität und Personalschlüssel in der Pflege

18.06.2021

Versorgungsqualität und Personalschlüssel in der Pflege

Was macht gute Pflege und gute Pflegejobs aus? Im letzten Monat haben wir uns mit dem Durchschnittsgehalt in der Pflege als Faktor für Zufriedenheit und gute Jobs beschäftigt. Neben dem Gehalt spielen weitere Faktoren in die Zufriedenheit von Pflegenden – und die Qualität der Pflege. Einer dieser Faktoren ist immer die „Zeit am Bett“ gewesen – wie viel Zeit ist da, um Pflege persönlich zu gestalten und die Arbeit in Ruhe zu erledigen?

Die Zeit für Pflege wird weniger

Aktuell wird die Pflege besonders genau beobachtet – plötzlich ist Aufmerksamkeit da für Arbeitsbedingungen und Probleme. Ein besonderes Augenmerk haben viele dabei gerade jetzt für die Pflege auf Intensivstationen. Ein erster Einblick: die Versorgungsqualität lässt während Corona nach. Was wenig überrascht, ist jetzt auch quantitativ untersucht worden.

Die Ergebnisse zeigen, dass Pflegekräfte auf Intensivstationen keine Zeit mehr haben – keine Zeit für notwendige Ruhepausen zur Erholung und keine Zeit für die ausführliche Erledigung von Aufgaben der Grundpflege. Dabei kann grade auch für Patienten auf der Intensivstation eine gute Grundpflege den Unterschied zwischen einer schnellen Erholung und Komplikationen bedeuten.

Ein neuer Pflegeschlüssel als Lösung?

Ein Faktor, der die Zeit am Bett beeinflusst, ist der Personalschlüssel – wie viele Patienten müssen von einer Pflegekraft betreut werden? Oder umgekehrt: welcher zeitliche Anteil pro Tag entfällt auf einzelne Patienten?

Die große Koalition hat nun, kurz vor Ende der Legislaturperiode, beschlossen den Schlüssel der „notwendigen“ Zeit neu zu bestimmen. Die Personalbemessung in Krankenhäusern soll neu beurteilt werden. Dazu arbeiten Krankenhäuser an Auswertungen und müssen in Selbstberichten darstellen, wie gut die Pflege bei ihnen aktuell funktioniert. Offen bleibt, wie viele der Selbstberichte ungeschönt beschreiben werden, dass die aktuelle Situation schlecht ist und die Pflege nicht ausreicht, wenn die Berichte auch Grundlagen für Strafen oder schlechte Presse sein können.

Die Ergebnisse der Untersuchung werden auf sich warten lassen – in der Zwischenzeit gibt es keine klaren Ansagen. Zwar wurden mehr Pflegekräfte in Krankenhäusern eingestellt, ob die einem tatsächlichen Bedarf gerecht werden, steht aber auf einem anderen Blatt.

So oder so: Steigt der Pflegeschlüsse in Krankenhäusern, muss er auch in Heimen steigen. Und auch in der ambulanten Pflege entspricht er der Frage: Wie viele Patienten schafft eine Pflegekraft pro Tag?

Die Bezahlung als Schlüssel zum Schlüssel?

Am Ende läuft es aber auch dabei wieder auf die Bezahlung hinaus: Werden neue Kräfte zum Tariflohn eingestellt oder zu anderen Bedingungen? Wirbt man damit neue Kräfte an oder nur beispielsweise von einem anderen Pflegedienst ab?

Die Bundespflegekammer fordert aktuell 4000 Euro brutto als Mindestgehalt für eine Pflegekraft. Dem stehen aktuelle Durchschnittslöhne von 3363 Euro im Monat in Pflegeheimen und 3578 Euro für die Alten- und Krankenpflege allgemein gegenüber.

Interessant ist dieser Unterschied, der die bessere Bezahlung von Pflegekräften außerhalb der Heime aufzeigt, übrigens auch im Angesicht von Spahns Plänen, mehr Pflege in die Heime zu verlegen. Die Rechnung der besonders günstigen Massenabfertigung geht dann nicht mehr auf – während gleichzeitig Raum für enorme Verbesserungen mit Prestigewert geschaffen wird.